Das Berufsbild Justizvollzugsbeamte
Justizvollzugsbeamte werden mit verantwortungsvollen Aufgaben konfrontiert, bei denen sie körperlich und geistig stark gefordert werden. Sie beaufsichtigen, versorgen und betreuen Häftlinge einer Justizvollzugsanstalt des Landes mit der Motivation, den Gefangenen ein möglichst geordnetes Leben nach deren Entlassung zu ermöglichen. Ihr Arbeitsplatz ist nicht alltäglich oder vergleichbar. Eine Justizvollzugsanstalt (JVA) beherbergt viele Tätigkeitsfelder: Vollzugsdienst, Werksdienst, Sanitätsdienst und der Verwaltungsdienst. Justizvollzugsbeamte arbeiten im Schichtsystem an Werktagen, Wochenenden und an Feiertagen.
Die Sicherheit innerhalb der JVA hat höchste Priorität. Ein Justizvollzugsbeamter ist befugt Zwangsmaßnahmen durchzuführen, wenn eine Sicherheitsgefährdung eines Kollegen oder des Gefangenen vorliegt. Diese Befugnis ist unabhängig von der Zustimmung eines Richters oder der Staatsanwaltschaft. Schlagstöcke, Fesseln und Pfefferspray sowie Hand- und Fußschellen dürfen stets mitgeführt werden.
Speziell ausgebildete Justizvollzugsbeamte kommen in der JVA zum Einsatz, sobald Situationen ein erhöhtes Risiko aufweisen. Der Transport gefährlicher Gefangener, Gerichtsgebäude, Gerichtsprozesse oder die JVA selbst wird von ihnen gesichert. Diese Spezialtruppen vollziehen Haftraumstürmungen, greifen bei körperlichen Auseinandersetzungen ein und sind befugt, sofortige Maßnahmen bei Katastrophenfällen, Bränden, Geiselnahmen oder Bombendrohungen zu ergreifen.
Diese Truppen von Justizvollzugsbeamten führen spezielle Waffen wie Reizstoffsprühgeräte (RSG), Einsatzstöcke (EKA) und auch Schusswaffen mit sich. Zum Eigenschutz tragen sie häufig Masken und Schutzkleidung, damit die Gefangenen bei Verlegung in besonders gesicherte Hafträume nicht erkennen, um welchen Justizvollzugsbeamten es sich handelt. Nach der Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten bieten sich oft vielversprechende Karrierechancen. Die Anzahl der offenen Stellen ist meist höher als die der Bewerber.
Einstellungs- und Auswahlverfahren und Ausbildungsinhalte
Einstellungsvoraussetzungen an die Bewerber für den Dienst in der JVA:
- deutsche Staatsangehörigkeit oder die eines EU-Mitgliedstaats
- gutes schriftliches und mündliches Ausdrucksvermögen
- sehr gute Beobachtungsgabe und Verantwortungsbewusstsein
- Konfliktfähigkeit
- gutes Gedächtnis
- psychische Stabilität
- körperliche Fitness
- Schuldenfreiheit
- einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis
- BMI im Normalbereich
- keine Tätowierungen mit politischem Einschlag
Im Auswahlverfahren werden bestimmte Fähigkeiten abgefragt. Sport- und Intelligenztests, medizinische Untersuchungen sowie Vorstellungsgespräche, um die psychische, körperliche und charakterliche Eignung zu erfassen, gehören dazu. Diese Inhalte und die Ausbildungsvoraussetzungen können je nach Bundesland unterschiedlich ausfallen. Für die Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten im mittleren Dienst wird ein Realschulabschluss oder ein Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung benötigt. Die Ausbildungsdauer beträgt zweieinhalb Jahre und wird in einer Justizvollzugsanstalt und Justizvollzugsschule absolviert. Die theoretischen und praktischen Abschnitte wechseln sich ab.
Bereits während der Ausbildung lassen sich Tätigkeitsschwerpunkte setzen:
- Allgemeiner Vollzugsdienst
- Mittlerer Verwaltungsdienst
- Werksdienst
Schwerpunkte der theoretischen Ausbildung:
- Straf- und Strafprozessrecht
- Staats- und Verfassungsrecht
- Verwaltungsrecht
- Beamten- und Tarifrecht
- Betriebswirtschaftslehre
- Vollstreckungsrecht
- Haushaltsrecht
- Vollzugsrecht
- Vertrags- und Vergaberecht
Dem körperlichen Training und Erlernen von Selbstverteidigungsmaßnahmen wird ein hoher Stellenwert beigemessen. Einen eingehenden Einblick in die Organisation einer Justizvollzugsanstalt, das Arbeits- und Versorgungswesen und der Bereich Sicherheit und Ordnung wird den angehenden Justizvollzugsbeamten während der Ausbildung gewährt. Wird die Laufbahnprüfung erfolgreich abgeschlossen, folgt die Ernennung zum Beamten auf Probe.
Die Aufgaben des Justizvollzugsbeamten im mittleren Dienst
Vollzugsdienst
Justizvollzugsbeamte sind hier für die Gefangenenaufsicht verantwortlich, treffen Sicherungsmaßnahmen, Häftlingskontrolle und kontrollieren deren Zellen auf Schmuggelware wie Drogen, Alkohol sowie weitere verbotene Gegenstände. Sie sind zu jeder Tages- und Nachtzeit befugt, Haftraum-, Bereichs-, Betriebs-, Lager und Personenkontrollen zu vollziehen.
Justizvollzugsbeamte sind bei Haftbesuchen dabei, kontrollieren den Telefon- und Postverkehr und wohnen Gefangenentransporten bei. Sie gestalten aber auch Freizeitaktivitäten der Gefangenen, fungieren als Ansprechpartner und sind für offene Fragen und persönliche Probleme zugegen. Darüber hinaus sind Justizvollzugsbeamte für die Versorgung bzgl. Kleidung und Mahlzeiten zuständig.
Werksdienst
Hier sind Justizvollzugsbeamte für die Beschäftigung sowie Aus- und Weiterbildungen der Häftlinge zuständig. Solche Bildungsmaßnahmen schaffen eine Qualifizierung, auf die die Gefangenen nach ihrer Entlassung aufbauen können.
Justizvollzugsbeamte leiten gefängnisinterne Betriebe, in denen die Gefangenen ihren Aufgaben nachkommen und Arbeitsgeräten zugeteilt werden. Die Beamten sorgen für die Einhaltung der Schutzmaßnahmen und beurteilen die geleistete Arbeit. Auch die Organisation, das Rechnungswesen und der Werksdienst gehören zu ihrem Tätigkeitsfeld.
Sanitätsdienst
Dort unterstützen Justizvollzugsbeamte den Gefängnisarzt. Begleitung der Häftlinge, Arztassistenz, Betreuung erkrankter Gefangener, Beisein bei Eingangsuntersuchungen und die Dokumentation dieser sind ihre Aufgaben. Beamte im Sanitätsdienst sind überwiegend ausgebildete Gesundheits- oder Krankenpfleger.
Verwaltungsdienst
Hier liegt das Aufgabengebiet bei der Führung und Pflege der Gefangenen- und Personalakten. Die Justizvollzugsbeamten nehmen sich den Aufnahmen und den Entlassungen der Häftlinge an, führen den Schriftverkehr mit Gerichten, der Staatsanwaltschaft und anderen Behörden. Der Einkauf und Zahlungsverkehr ist ebenfalls Aufgabenbestandteil.
Die Aufgaben des Justizvollzugsbeamten im gehobenen Dienst
Ausbildung
Beamte mit einer beruflichen Qualifikation als Dipl. Rechtspfleger (FH), welche sie in einem dreijährigen Vorbereitungsdienst erworben haben, sind zum gehobenen Dienst befähigt. 24 Monate dauert das Studium an einer Fachhochschule. Darauf folgt die einjährige Studienpraxis in einer Justizvollzugsanstalt.
Folgende Studieninhalte werden vermittelt:
- allgemeine Grundlagen im Bereich des Zivil-, Straf- und Strafprozessrecht
- Haushaltsrecht
- Verwaltungs- und Beamtenrecht
- Vollzugsverwaltung
- Vollzugsrecht
- Kriminologie
- Psychologie
Im Praktikum können die Anwärter ihr theoretisches Wissen über die Aufgaben von Justizvollzugsbeamten im gehobenen Dienst realitätsnah umsetzen.
Charakterisierende Aufgaben
Justizvollzugsbeamte im gehobenen Dienst sind für den ordnungsgemäßen und sicheren Dienstablauf in der JVA zuständig. Verschiedene Leitungsfunktionen und enge Teamarbeit gehören ebenfalls zum Berufsalltag. Auch die Leitung einer Vollzugsabteilung und damit einhergehende Entscheidungen über die gesamte Vollzugsgestaltung sind Bestandteil ihrer Tätigkeit.
Dazu gehören folgende Aufgaben:
- Gestaltung des Vollzugsverlaufs
Entscheidungen über spezielle Sicherungsmaßnahmen oder die Ausstattung der Hafträume - Anordnung von Sicherheitsmaßnahmen der Häftlinge bei Aus- und Vorführungen sowie Transporten.
- Besprechungen mit Psychologen, Sozialarbeitern, Seelsorgern, Lehrern, Ärzte sowie Beamte des Werkdienstes und des Vollzugsdienstes.
Pädagogische, therapeutische und vollzugsöffnende Maßnahmen und Verlegung der Häftlinge stehen dort zum Diskurs - Stellungnahmen gegenüber Gerichten, Staatsanwaltschaften oder dem Justizministerium
- Sprechstunden mit den Insassen
Leitung des Versorgungsmanagements (VVM) - Leitung der Wirtschaftsverwaltung (Gefangenenverpflegung, Beschaffungswesen)
Hier steht die Versorgung der JVA mit Verpflegung und anderen Bedarfsgütern im Fokus. Des Weiteren:
- Haushalts- und Budgetplanerstellung
- Einkaufsorganisation
- Leistung der Versorgungsbereiche (Wäscherei, Küche)
- Gebäudemanagement
Weitere Einsatzmöglichkeiten:
- Leitung der Arbeitsverwaltung und Verantwortung für die Arbeitsverrichtung der Häftlinge
- Leitung der Bauverwaltung
- Leitung des Verwaltungsdienstes der JVA
Justizvollzugsbeamten steht auch ein Weg in den Justizvollzug der zuständigen Behörden und Ministerien offen. Auch der höhere Verwaltungsdienst ist möglich. Justizvollzugsbeamte unterliegen häufig der Frühpensionierung (46-56 %) und einem hohen Krankenstand. Durch die äußerst hohen Belastungen ist es Justizvollzugsbeamten möglich, bereits fünf Jahre vor Bediensteten anderer Laufbahnen ihre Pensionierung einzuleiten.
Wir beraten Sie gern
Die besonderen Dienstverhältnisse haben zur Folge, dass Justizvollzugsbeamte und berücksichtigungsfähige Angehörige eine eigenständige beamtenrechtliche Krankenfürsorge erhalten. Im Krankheits-, Pflege-, Geburts- und Todesfall sowie bei Früherkennungsmaßnahmen von Krankheiten und Schutzimpfungen erhalten Justizvollzugsbeamte Beihilfe. Wir von der DBV Deutsche Beamtenversicherung Stefanie Eichinger in Fürstenfeldbruck informieren Sie gern näher hierzu.
Stefanie Eichinger
Augsburger Straße 11
82256 Fürstenfeldbruck
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sowie nach Vereinbarung
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